Wohnen statt Parken durch Aufstockung von Garagen — ein Semesterprojekt
An der Hochschule für Technik Stuttgart haben sich Studierenende der Innenarchitektur mit Bestandsgaragen von Einfamilienhäusern auseinandergesetzt und anhand von Aufstockungen neue Wohnräume geschaffen. Ein Gastbeitrag von Prof. Jens Betha
Umnutzungen, bauliche Ergänzungen, Erweiterungen und Aufstockungen von bestehenden Gebäuden werden in Zukunft einen wichtigen Teil des Berufsalltags von Architekteninnen und Innenarchitekteninnen ausmachen. Hohe Sensibilität für die Qualitäten des Bestehenden, bewusster Umgang mit Ressourcen, soziale und ökonomische Belange, Aufgeschlossenheit für neue Bauweisen und Technologien sind hierfür wichtige Voraussetzungen.
Nach einer Idee des Architekten Falk Schneemann entwarfen Studierende der HFT Stuttgart im Sommersemester 2023 Aufstockungen auf einer Garagenanlage. Falk Schneemann hat das Konzept der Garagenaufstockungen 2017 für einen Ideenwettbewerb der Stadt Karlsruhe entwickelt. Mit seinem Wettbewerbsbeitrag zeigte er die Potenziale ungenutzter Flächen im urbanen Raum auf. Mittlerweile wurde in Auftrag der Karlsruher Volkswohnung GmbH die erste von drei Aufstockungen in Karlsruhe Rintheim realisiert. Insgesamt werden mit den drei Garagenaufstockungen 12 Wohneinheiten mit ca. 540 m² Wohnfläche geschaffen.
Anders als Falk Schneemann konzipierten die Studierenden die Aufstockung als kompakten zweigeschossigen Baukörper für eine 3-4-köpfige Familie. Die Aufgabenstellung ging dafür von tragfähigen Fertiggaragen aus. Maximal drei Garagen durften von der Aufstockung überbaut werden, wobei eine Garage mit einer Grundfläche von 3,00 x 6,00 Meter vorgegeben wurde. Optional durfte eine Garage abgebrochen und eine weitere als Technik- und Anschlussraum genutzt werden. Aus dem Bewusstsein begrenzter natürlicher Ressourcen legten die Studierenden bei der Gestaltung großen Wert auf Suffizienz. Dadurch entstanden sehr kompakte mehrgeschossige Wohneinheiten.
Die Studierenden konzipierten die Aufstockungen wahlweise in Holzrahmen-, Holzmassiv- oder Holzskelett-Bauweise. Der nachwachsende Baustoff Holz eignet sich aus verschiedenen Gründen sehr gut für Aufstockungen. Neben dem geringen Gewicht, spielt vor allem der hohe Grad an Vorfertigung und die damit in Verbindung stehende kürzere Bauzeit eine tragende Rolle. Darüberhinaus eignen sich Holzbauweisen sehr gut für kreislaufgerechte Konstruktionen.
Betreut von
Prof. Jens Betha (Entwurf & Konzept)
Dipl.-Ing. Lutz A. Fritz (Entwurf & Konzept)
Prof. Martin Stumpf (Tragwerk)
Prof. Volkmar Bleicher (Bauphysik)
Hochschule für Technik Stuttgart
Fakultät Architektur und Gestaltung
Studiengang Innenarchitektur
Studierende aus dem vierten Fachsemester des Bachelor-Studiengangs Innenarchitektur, Kurs Konstruktion
Titelbild:
Angelina Holley